Dass ich meinen Van in 21 Tagen nicht komplett ausbauen würde, war klar. Doch wie weit kommt man in drei Wochen, wenn man an den meisten Tagen auch berufliche Projekte hat? Es war Zeit für ein Experiment. Der Platz und die Möglichkeiten einen Van auszubauen sind in Wien eher begrenzt. Etwas weiter draußen gibt es tolle ‘Co-Making Spaces’, aber um wirklich durchzustarten, ist die tägliche Anfahrt dorthin und der damit verbundene Aufwand dann doch etwas zu hoch. Ich habe mich daher entschieden, den Van einfach zu meinem nächsten (und lange überfälligen) Besuch bei meinen Eltern mitzunehmen. Die perfekte Gelegenheit, um mit meinem Vater das Projekt “Van Ausbau Light” zu starten. 🙂
Die Suche
Wir hatten in den letzten Jahren immer mal wieder nach einem Transporter mit Stehhöhe Ausschau gehalten. Vor sechs Monaten wurde das Projekt ‘MTB Mobil’ dann etwas ernster angepackt. Ich meldete mich auf verschiedenen Gebrauchtwagen-Portalen an (insgesamt übrigens acht!) und fügte einige Benachrichtigungsprofile hinzu. Hilfreich war auch die Möglichkeit auf einigen Seiten eine gespeicherte ‘Suche’ mit den entsprechenden Anforderungen zu erstellen, um diese dann regelmäßig abrufen zu können. In diversen Gesprächen mit Bekannten, in Gruppen und Foren, bekam ich ein Gefühl dafür, was am Markt alles gesucht und angeboten wurde. Die bevorzugte Variante war sehr gefragt und es passierte mehr als einmal, dass ein Wagen am Morgen eingestellt wurde und am Abend schon nicht mehr verfügbar war.
Der Van
Meine Anforderungen und Wünsche waren folgende:
- Möglichst ein Renault Master bzw. der baugleiche Opel Movano
- L2H2
- Baujahr ab 2010
- bis 150.000km
- bis 13.000 EUR (wurde etwas nach oben korrigiert)
- ab 100 PS
- guter bzw. gepflegter Zustand
Pluspunkte gab es für:
- eine gut erhaltene Karosserie (keine große Beulen/Kratzer oder Roststellen)
- einen einigermaßen ordentlichen Innenraum sowie eine intakte Bodenplatte und Seitenverkleidungen
- idealerweise Fenster in den Hecktüren und in der Trennwand
- Airbags (inkl. Beifahrer)
- Einparkhilfe (mind. Sensoren hinten / evtl. auch vorne)
- Klimaanlage
- zwei Schlüssel
- PlusPluspunkte: Bluetooth,USB, Multifunktionslenkrad, Anhängerkupplung, Tempomat
Der Master sowie auch der Movano kamen in Frage, da die beiden als zuverlässig gelten, in vielen Fällen eine ordentliche Grundausstattung besitzen, die Reparatur/Pannen-Statistik sowie die Bewertung von Automobilclubs vielversprechend aussieht und wir selbst leihweise bereits gute Erfahrungen mit einem Movano Womondo Camper gemacht hatten.
Letztendlich geworden ist es dann ein Opel Movano, 2016er Baujahr, 105 000km, L2H2 3,5t mit Eco Modus, Start/Stop Automatik, Klima, Tempomat, Einparkhilfe hinten und ohne Fenster (weder in der Trennwand noch in den Hecktüren – beides wurde aber mittlerweile nachgerüstet).
Der Plan für den März war also meinen Opel Movano für die kommende Saison vorzubereiten und mit ein paar Basics auszustatten. Welche das waren? Seht selbst…
Die Basics
Was braucht man alles für das Wochenende in der Natur oder beim nächsten Rennevent? Der Transporter war gekauft und wartete bereits auf die dringend benötigte Reinigung. Da wären wir also schon bei Schritt 1 des Van Ausbau. Außerdem sollte er auf die nächsten Jahre vorbereitet und gegen Rost und Abnutzung geschützt sein. Eine Isolierung war fix geplant, damit es in der Nacht nicht so kalt und in der prallen Hitze nicht so super heiß werden würde. Dann natürlich ein Bett und Platz für die Bikes und das Equipment. Das grobe Layout gab es auch schon und die Materialien und Verbrauchsstoffe waren bestellt. Es konnte also losgehen…
Als (Arbeits-)Schritte hatte ich mir im Vorfeld Folgendes aufgeschrieben:
Sichtung & Entkernung
Es fiel uns ein wenig schwer, nicht sofort mit dem Werkeln loszulegen. Ich wollte mir den Wagen aber ganz genau anschauen und überprüfen, wo überall in die Karosserie gebohrt wurde und es Roststellen oder Macken gab. Das ging bei der Demontage und Reinigung eigentlich recht gut.
Dafür mussten alle Aufbauten (Regale und Schutzverkleidungen) sowie die Bodenplatte entfernt werden. Das allein hat bereits einiges an Zeit in Anspruch genommen.
Danach wurde gesichtet und abgewogen:
- Was muss unbedingt JETZT gemacht werden?
- Welche Arbeitsschritte müssen wir aufgrund des Status Quo ergänzen oder auf später verschieben?
Gründliche Reinigung
Der Movano wurde ‘besenrein’ übergeben, von daher war schon von vornherein klar, dass es etwas dauern würde, den Transporter auf die kommenden Schritte vorzubereiten. Der Wagen wurde zuvor von einem Steinmetz als Montagewagen genutzt. Dementsprechend lag auf allen Armaturen und horizontalen Flächen sowie in den Ritzen eine dicke Staubschicht. An einigen Stellen klebte sogar ein bisschen Mörtel und hartnäckig festgebackener Staub.
Bei Schritt 2 des Van Ausbau ging es an die:
- Gründliche Reinigung innen (fegen, saugen, nebelfeucht wischen)
- Flächen entfetten (wir haben dafür anstatt Bremsenreiniger übrigens Armaflex Cleaner verwendet)
- Isolierung vorbereiten
- Reinigung außen (Lack von Kleberesten & grobem Schmutz befreien)
Lack innen ausbessern
Wir waren uns nicht sicher, was uns unter den Verkleidungen und dem Boden erwarten würde. Vor der Entfernung des Bodens hat das Kopfzerbrechen über die mögliche zusätzliche Arbeit für eine unruhige Nacht gesorgt. Wir hatten aber Glück und unter der Staubschicht kam ein nahezu makelloser Boden zum Vorschein. Es gab ein paar wenige Stellen mit sehr leichtem Rostansatz (direkt unter den Verzurr-Ösen), welche aber mit Rostumwandler und Rostschutzfarbe gut behandelt werden konnten.
ToDos:
- Rostumwandler auf rostige Stellen
- Rostschutzfarbe auftragen
Hohlraumversiegelung
Zum Schutz gegen Korrosion und Rost haben wir uns für eine Hohlraumversiegelung entschieden. Dafür wurde von innen ein Konservierungs-Wachs und von außen eine Hohlraumversiegelung in die Holme und auf Teile gesprüht, welche mit Feuchtigkeit und Kondenswasser in Berührung kommen könnten.
Wärme-Isolierung & Schalldämmung (mit Armaflex und Alubutyl)
Zur Schallisolierung haben wir auf ca. 40% der Flächen Alubutyl angebracht und zur Wärme-bzw. Kältedämmung selbstklebendes Armaflex AF (19mm auf den großen geraden Flächen, 6mm auf den Holmen und Konstruktionslatten am Boden sowie 3mm Klebeband an den Übergängen).
Alle Links und Materialien habe ich in einem pdf zusammengefasst. Schreibt mir einfach eine E-Mail an: info@shred.at
Boden anpassen und isolieren
Da auch der Boden isoliert werden sollte, haben wir Konstruktionslatten ausgelegt und diese mit Konstruktionskleber am Bodenblech befestigt. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass wir die Schwerlastschienen zusätzlich damit verschrauben konnten und das Armaflex am Boden nicht eingedrückt wird (was sonst seine Dämmeigenschaften einschränken würde). Damit die Bodenplatte auch wieder auf die zusätzliche Schicht Isolation (seitlich, z.B. bei den Radkästen) passt, mussten wir ein paar Millimeter vom Rand wegnehmen und neu versiegeln.
An Verbrauchsmaterialien haben wir folgendes verwendet:
- Armaflex Cleaner
- Kleber: Sikaflex 221
- Konstruktionslatten (24 x 44mm)
- Armaflex AF selbstklebend 19mm und 6mm, Klebeband 3mm für den Bodenrand und Übergänge
Schwerlastauszugs-Konstruktion bauen
Da es immer ein wenig mühsam ist, Fahrräder und Equipment sicher und schnell im Auto zu verstauen, war der Plan für den Van Ausbau von vornherein klar. Für die Bikes sowie das Equipment hatten wir leicht gängige Auszüge geplant. Ich habe mich daher f¨ur zwei unterschiedlich große Schwerlastauszüge entschieden, auf die wir dann eine Holzplatte und Aufnahmen für die beiden Steckachsen montiert haben.
- Zwei Schwerlast-Auszüge mit mm Lock-in/out – 1x 813mm (32″) und 1x 1270 mm (50″)
- Leimholz Brett (Buche Zuschnitt)
- Birke Sperrholzplatte 9mm für den Rand bzw. die Begrenzung
- PVC Belag (gleicher wie auf der Bodenplatte als Schutz & Deko)
Alle Links und Materialien habe ich in einem pdf zusammengefasst. Schreibt mir einfach eine E-Mail an: info@shred.at
Fenster einbauen
Eigentlich hätten wir nichts gegen bereits eingebaute Fenster gehabt (weniger Arbeit, genügend Helligkeit), aber der Einbau von Fenstern, die sich auch öffnen lassen, hat natürlich seine Vorteile. Ich hatte ein bisschen Bammel davor, ein Loch in mein Auto zu schneiden, aber im Endeffekt war es gar nicht so schlimm. Das Ausmessen hat etwas länger gedauert, da keine Kante im Innenraum gerade ist und die Rundungen und Rahmen im Heckbereich nicht symmetrisch sind. Nach einer Probebohrung in der Mitte und erneutem Check haben wir das Ausschnittsmaß angezeichnet, das Kreppband zum Schutz angebracht und das Blech mit der Stichsäge ausgesägt. Mit dem Einsetzen der Fenster haben wir dann ein paar Tage warten müssen, weil durch den Wetterumschwung die Temperaturen zu niedrig für die Dichtmasse waren.
ToDos:
- Flatterholmen im Fensterausschnitt entfernen
- Fensterausschnitt festlegen
- Testbohrung
- Blech ausschneiden
- Holzrahmen bauen
- Holzrahmen ankleben (Sikaflex 221)
- Fenster montieren & abdichten (Sika Lastomer 710)
Alle Links und Materialien habe ich in einem pdf zusammengefasst. Schreibt mir einfach eine E-Mail an: info@shred.at
Seitenverkleidungen bearbeiten
Die Seitenverkleidungen waren bereits vorhanden. Da diese aus Bio-Hartfaserplatten (Funder Max Hartfaser migra) gefertigt und in einem recht guten Zustand waren, haben wir uns entschieden sie weiter zu verwerten. Dafür haben wir sie abgeschliffen, Kratzer und Löcher mit Holzspachtelmasse ausgefüllt und danach mit Kreidefarbe gestrichen (bzw. gerollt). Wie das Ganze am Schluss aussieht, wird sich erst in den nächsten Schritten zeigen, da noch nicht alle Teile fertig und wieder angebracht sind.
Bettgestell bauen
Das aus 19mm Fichten-3-Schicht-Holz gefertigte Bett haben wir quer im hinteren Bereich des Movanos untergebracht. Die Kopf- und Fußseite besteht dabei aus zwei “Regalen”, die wir direkt an den Holmen befestigt haben. Seitliche Winkel geben Stabilität und durch die Regalböden haben wir entsprechende Ablageflächen und können den Stauraum über den Radkästen besser nutzen. Die beiden Lattenroste liegen seitlich auf den zwei verstärkten Balken der Längsverbindungen und einem Vierkantrohr, dass mittig mit dem Kopf-und Fußteil verschraubt ist. Da das Bett recht hoch ist, können Crosser und Rennrad darunter sogar untergebracht werden, ohne das Vorderrad abzunehmen.
Van Ausbau Teil 2: Aufbewahrung & Sitzbank
Fertig ist der Van Ausbau noch nicht, aber der Fortschritt kann sich sehen lassen. Ich werde die einzelnen Schritte und Arbeiten in zusätzlichen Posts ausführlicher beschreiben und auch die weitere Entwicklung festhalten.
Als nächstes wird das Holz lasiert und die offenen Holmen bekommen noch eine dünne Lage Armaflex. Außerdem wird im Schlafbereich und an den Türen Filz angebracht, die Fenster bekommen einen Rahmen und die Decke sehr wahrscheinlich eine Paneele. Dazu kommt noch eine Sitzgelegenheit mit Stauraum darunter sowie eine selbstgebaute Trenntoilette. Es gibt also noch viel zu tun – dazu aber später mehr…
Vielen Dank!
Ein riesengroßer Dank geht an meinen Vater für seinen unermüdlichen Einsatz beim Van Ausbau und seine Geduld, mich an seiner umfassenden handwerklichen Erfahrung und Kenntnissen teilhaben zu lassen, meine Mutter für die Unterstützung und Verpflegung der ausgehungerten VanausbauerInnen und an unseren Freund Wolfi, der uns mit seiner Schreiner-Expertise beim Bettbau motiviert und tatkräftig unterstützt hat. Danke auch an Freunde, Nachbarn und Verwandte, die uns ein paar fehlende Werkzeuge und Materialien zur Verfügung gestellt haben.